Die Rückkehr von Captain Picard
Hinweis: Spoiler für die ersten drei Episoden von Star Trek Picard
Die am 07. Februar in Deutschland bei Amazon Prime veröffentlichte dritte Episode von Star Trek Picard mit dem Titel “Das Ende ist der Anfang” gibt uns endlich den alten Jean-Luc Picard (Sir Patrick Stewart) zurück. Seine neu gefundene Mission hat ihm offensichtlich einiges an Kraft zurück gegeben. In der ersten Episode war er zu einem alten kränklichen Mann verkommen, der sich – über das Verhalten der Föderation gegenüber den Romulanern verbittert – in die Isolation zurückgezogen hatte.
Ereignisse, die er nicht kontrollieren konnte, holten ihn aus der Altersstarre zurück. Das Auftreten von Dahj (Isa Briones) belebte ihn. Die Erkenntnis, dass sie in gewisser Weise von Commander Data (Brent Spiner) abstammt, gab seinem Leben wieder einen Sinn. In der zweiten Episode unternahm er alle nötigen Schritte, um den Tod von Dahj aufzuklären, und hinter das Geheimnis der romulanischen Verschwörung zu kommen.
Dabei begann er auch ganz offensichtlich mit der Rekrutierung von Mitgliedern für eine Crew, unter anderem Dr. Agnes Jurati (Alison Pil) und Raffi Musiker (Michelle Hurd). In der dritten Folge nun kann der gestärkt wirkende Jean-Luc Picard wieder kämpfen, als er in seinem eigenen Haus von Agenten der romulanischen Zhat Vash attackiert wird.
Die Fehler des Jean-Luc Picard
Doch zu Beginn der Episode muss Jean-Luc Picard die verbitterte Raffi Musiker erst einmal davon überzeugen, ihm zu helfen. Zunächst erfahren wir durch die lange Szene eines Gesprächs zwischen den Beiden mehr darüber, warum sie am Ende der zweiten Folge noch so gar keine Lust darauf hatte, Picard zu helfen. Sie war zur Zeit der Romulaner Krise Offizierin bei der Sternenflotte der Föderation. Auch sie wollte die Evakuierung der Romulaner vorantreiben.
Doch nachdem Picard seinen Rücktritt erklärte, weil die Föderation jegliche Evakuierung nach der Attacke auf den Mars durch synthetische Lebensformen absagte, fühlte sie sich von ihm betrogen. Wie konnte er einfach so aufgeben. Die Ereignisse haben auch Raffi in den letzten zwei Jahrzehnten nicht losgelassen. Sie ist drogenabhängig und wütend auf Picard. Dieser hat sie in all den Jahren nicht ein einziges Mal kontaktiert.
Patrick Stewart hält sich in dieser Szene bedächtig zurück, um Michelle Hurd das Feld zu überlassen. So kann sie ihr schauspielerisches Talent zur Entfaltung bringen. Sie vermittelt glaubhaft, dass Picard sie wirklich verletzt hat. Und trotz aller Wut kann sie doch nicht übersehen, dass er das Richtige tut.
La Sirena und einige Überraschungen
Raffi lehnt es zwar ab, ein aktiver Teil von Picards Plänen zu werden. Trotzdem willigt sie ein, Picard ein Schiff zu besorgen. Dazu macht sie ihn mit Cristóbal Chris Rios (Santiago Cabrera) bekannt, ebenfalls einem ehemaligen Offizier der Sternenflotte. Er verlor bei einem früheren Desaster nicht nur seinen Captain, sondern auch seine Stellung als Pilot der Sternenflotte. Jetzt steht er nur noch auf seiner eigenen Seite.
Picard sucht ihn auf seinem Schiff La Sirena auf. Darauf ist der jedoch sozusagen nicht alleine. Es befinden sich nämlich auch mehrere Hologramme an Bord. Star Trek Fans kennen solche Hilfsprogramme aus der Serie Star Trek Voyager. Wir lernen unter anderem ein medizinisches, sowie ein navigatorisches Notfallhologramm kennen. Die Hologramme sind der Gestalt von Rios nachempfunden, doch sie besitzen unterschiedliche Persönlichkeiten. Die sichtbare Freude, mit der Santiago Cabrera die verschiedenen Versionen von Rios mit je eigenen Akzenten, Stimmlagen und Mimiken spielt, ist eines der Highlights dieser Folge.
Rios ist durch seine tragischen Erfahrungen geprägt und leidet eventuell sogar an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auf die moralische Überzeugungskraft von Jean-Luc Picard will er sich zwar nicht einlassen. Aber er würde trotzdem für ihn arbeiten, sollte dieser ihn anheuern.
Währenddessen taucht Commodore Oh im Daystrom Institut bei Dr. Agnes Jurati auf. Die überraschte Wissenschaftlerin soll sich den Fragen von Oh zu den Besuchen von Picard stellen. Vielen Zuschauern wird während dieser kurzen Szene sicherlich aufgefallen sein, dass die Vulkanierin Oh draußen in der Sonne eine Sonnenbrille trägt.
Wie Kenner des Star Trek Universums allerdings wissen, brauchen Vulkanier keinen solchen Schutz gegenüber Sonnenlicht. Handelt es sich dabei um einen Fehler der Macher von Star Trek Picard, oder wollen sie damit etwas ganz Bestimmtes andeuten? Die Fangemeinde darf rätseln.
Welche Fähigkeiten besitzt Soji Asha wirklich?
Unterdessen wird Soji Asha (Isa Briones) auf dem Borg Kubus ein Wunsch gewährt. Hugh, der Leiter der romulanischen Rückgewinnungsanlage, bietet ihr an, eine Romulanerin zu treffen, die zeitweise von einem Borg assimiliert wurde. Anscheinend hatten die Borg mehrere Romulaner auf den Kubus gebracht als dieser noch aktiv war, und dort assimiliert. Hugh ist ein ehemaliger Borg, den Fans aus Star Trek: Next Generation kennen. In der Episode “Ich bin Hugh” der fünften Staffel aus dem Jahr 1992 wurde er von der Crew der USS Enterprise aus dem Borg Kollektiv befreit.
Wir sehen, dass Soji etwas an den ehemals assimilierten Romulanern liegt. Sie möchte therapeutische Methoden für deren Heilung entwickeln. Sie glaubt, dass sie solchen Methoden näher kommen kann, indem sie mehr über die Mythologie der Romulaner erfährt. Als Soji sich dann mit der ehemals assimilierten Romulanerin Ramdha (Rebecca Wisocky) trifft, wird sie von dieser voller Angst und Schrecken als Seb Cheneb, die Zerstörerin betitelt. Und sie fragt Soji auf ominöse Weise, ob sie die Schwester ist, die lebt oder stirbt.
Aus Angst um Dahj, von deren Schicksal sie offensichtlich noch nichts erfahren hat, ruft Soji daraufhin ihre Mutter an und erkundet sich nach ihrem Wohlergehen. Diese versichert ihr, es sei alles in Ordnung. Doch die Stimme der vermeintlichen Mutter schläfert Soji ein. Als sie aufwacht, erzählt Narek ihr, dass er sich in sie verliebt hat. Soji gesteht ihm wiederum, dass sie Dinge über die Romulaner weiß, die sie eigentlich nicht wissen kann. Bei einer Lagebesprechung mit Narissa Rizzo (Peyton List) kurz darauf verhält Narek sich ihr gegenüber reserviert. Vielleicht hegt er tatsächlich Gefühle für Soji?
Das Ende ist der Anfang
Picard und seine Freunde erfahren ebenfalls, dass die Zhat Vash Soji für die mythische Figur einer Zerstörerin halten. Denn bei einem Angriff der Romulaner auf das Anwesen von Picard gelingt es diesem mit der Hilfe von Laris (Orla Brady), Zabhan (Jamie McShane) und Dr. Agnes Jurati, einen von ihnen kurzzeitig gefangen zu nehmen, und ihn zu befragen. Nach dem Verhör begeht der Romulaner Selbstmord. Dr. Jurati schließt sich dann der Crew von Picard an.
Gemeinsam beamen sie auf die Sirena. Und treffen zu ihrer Überraschung Raffi Musiker dort an. Sie hat Bruce Maddox auf dem Planeten Freecloud aufgespürt, und will aus eigenem Interesse mit der Crew von Picard bis dorthin mitfliegen. Die Mission kann endlich losgehen. Für einen letzten Moment wirkt Picard unsicher, doch dann überkommt ihn ein fast schon süffisantes Lächeln, das wie ein Wink an die Zuschauer wirkt. Und mit einem kraftvollen “Energie!” gibt er den Startschuss für die Reise. Und Star Trek Picard gibt uns den von so vielen Fans geliebten Captain zurück.