Eine Crew formiert sich
Bevor die neue Crew der La Sirena den Planeten Freecloud erreicht, möchte Jean-Luc (Sir Patrick Stewart) zunächst noch eine persönliche Angelegenheit erledigen. Nach drei Episoden mit der Regisseurin Hanelle Culpepper am Steuer, kehrt für die vierte Folge “Unbedingte Offenheit” ein alter Bekannter auf den Regiestuhl zurück.
Der aus Next Generation bekannte Jonathan Frakes alias Commander William T. Riker führte auch immer mal wieder Regie bei einzelnen Episoden verschiedener Star Trek Serien. Er war auch für den beliebten Kinofilm “Der Erste Kontakt” aus dem Jahr 1996 verantwortlich.
Nun drückt er der Erzählung um Data, Romulaner, Implantate, Borg, Dahj und neues synthetisches Leben für zwei Episoden seinen unverkennlichen Stempel auf. Denn der ruhige, charakterstarke Stil von Jonathan Frakes aus “Der erste Kontakt” ist auch hier durchaus zu spüren. Das cinematische Flair von Hanelle Culpepper geht dabei ein bisschen verloren, dafür bekommen einige bisher vernachlässigte Charaktere wie Dr. Agnes Jurati (Alison Pil) endlich etwas mehr Aufmerksamkeit.
Der romulanische Kriegerorden Qowat Milat
Die Episode beginnt mit einer weiteren Rückblende in das Jahr 2385. Wir sehen wie Picard auf dem Planeten Vashti mit der Unterstützung des uralten romulanischen Kriegerordens Qowat Milat einen Zufluchtsort für romulanische Flüchtlinge schafft. Die Qowat Milat bestehen nur aus Frauen und haben einen Kodex, mit dem sie sich von der sonstigen Verschlossenheit der romulanischen Gesellschaft deutlich unterscheiden. Denn sie praktizieren den sogenannten Weg der unbedingten Offenheit. Das heißt, sie sagen immer genau das, was sie denken. Das macht sie außerdem zum natürlichen Feind des Tal Shiar.
Die Qowat Milat haben auf Bitte des Captains der USS Enterprise den romulanischen Jungen Elnor (Evan Evagora) in ihrem Tempel aufgenommen. Dieser scheint dem Captain besonders am Herzen zu liegen. Wir sehen wie er mit ihm trainiert und ihm vorliest. Diese Szenen sind ein bisschen ungewöhnlich, denn Picard ist aus Next Generation nicht gerade bekannt dafür, mit Kindern besonders gut klarzukommen. Doch um diesen Jungen kümmert sich Jean-Luc wie um einen Sohn. Er muss allerdings überstürzt zurück auf die USS Enterprise, als er von dem Angriff auf den Mars durch synthetische Lebensformen erfährt.
Uneinigkeit auf der La Sirena
In der Gegenwart ist Raffi Musiker (Michelle Hurd) erzürnt, als sie bemerkt, dass die La Sirena sich nicht mehr auf Kurs nach Freecloud befindet. Stattdessen scheint Vashti das neue Ziel zu sein. Raffi Musiker erinnert den Captain daran, was mit Dahj (Isa Briones) passiert ist, und das die Zeit drängt, um ihren Zwilling noch vor den Zhat Vash retten zu können. Pilot Cristóbal Chris Rios (Santiago Cabrera) weist ihn zudem darauf hin, dass der Planet zu einem unsicheren Ort geworden ist. Ein Kriegsheer macht die Gegend mit einem alten romulanischen Kampfschiff der Klasse Bird of Prey unsicher. Doch Jean-Luc lässt nicht mit sich diskutieren.
Als er sich auf den Planeten Vashti beamt, muss er feststellen, dass die romulanische Beölkerung in ihm mittlerweile einen Verräter sieht. Nur die Qowat Milat sind ihm noch wohlgesonnen. Der zum jungen Mann herangewachsene Elnor jedoch fühlt sich von ihm verlassen. Genau wie Raffi Musiker wurde auch er nie wieder von ihm kontaktiert. Das Bild des moralisch aufrichtigen Helden, den wir kannten, bekommt immer mehr Risse. Mit seinem Rücktritt hatte er offenbar nicht nur die Sternenflotte, sondern auch viele seiner Freunde einfach aus seinem Leben verbannt.
Zusätzlich stellt sich heraus, dass er hauptsächlich gekommen ist, um die Qowat Milat um Hilfe zu bitten. Er braucht einen Kämpfer in seiner Crew, einen ausgezeichneten Krieger. Doch ein Mitglied der Qowat Milat verschreibt sich einer Sache nur, wenn diese sich als würdig erweist.
Auf dem Borg Kubis ist Soji Asha (Isa Briones) damit beschäftigt, die Vorfälle aus der letzten Episode zu ergründen. Warum hat die früher assimilierte Romulanerin Ramdha so gewirkt, als würde sie Soji Asha kennen? Warum hat sie sie als Seb Cheneb, die Zerstörerin bezeichnet? Soji weiß, dass Ramdhas Gruppe auf dem Schiff Shaenor waren. Irgendetwas muss passiert sein, als sie auf den Kubis geholt und mit Implantaten versehen wurden. Derweil verändert sich ihre Beziehung zu Narek (Harry Treadaway). Ihre Gefühle für ihn werden intensiver, doch gleichzeitig merkt sie langsam, dass Narek auch aus anderen Gründen an ihr interessiert ist, und beginnt an seinen Motiven zu zweifeln. Harry Treadaway wächst nach anfänglichen Schwierigkeiten langsam in die Rolle des Spions hinein.
Die Crew lernt sich kennen und bekommt Verstärkung
Währenddessen macht sich die neue Crew der La Sirena etwas miteinander vertraut. Vor allem Dr. Agnes Jurati bekommt endlich eine eigene Persönlichkeit, nachdem sie in den vorherigen Episoden noch blass geblieben war. Alison Pil spielt sie ein bisschen jugendhaft neugierig und fast nervig. Das bildet einen schönen Kontrast zu der depressiven Aura um Cristóbal Chris Rios und dem Zynismus von Raffi. Santiago Cabrera bekommt zusätzlich die Gelegenheit weitere Hologramme zu spielen, darunter auch ein verkatert wirkendes, spanisch sprechendes Kampfprogramm. Nur Michelle Hurds Charakter bleibt im Gegensatz zur vorherigen Episode etwas unbeleuchtet.
Auf Vashti wird Picard von einem ehemaligen romulanischen Senator konfrontiert. Dieser wirft ihm ebenfalls vor, die Romulaner einfach im Stich gelassen zu haben. Er fordert ihn sogar zum Kampf heraus. Doch Elnor tötet den Senator. Evan Evagora wirkt als stoischer Krieger mit Herz dabei ein wenig wie Legolas aus Herr der Ringe. Er hat sich nun entschlossen, den Captain nach Freecloud zu begleiten. Als sie auf die La Sirena zurückkehren, wird auch klar warum. Um die Unterstützung eines Qowat Milat zu erhalten, muss man sich als würdig erweisen. Man muss ein zentrales Kriterium erfüllen. “Welches Kriterium muss denn erfüllt sein?”, fragt Dr. Agnes Jurati. Der Captain antwortet ihr daraufhin gelassen, dass sich Qowat Milat nur dann einer Sachen verschreiben, “wenn sie aussichtslos erscheint.”
Noch eine Rückkehr
Eine große Überraschung hebt sich “Unbedingte Offenheit” für die letzte Minute auf. Beim Verlassen von Vashti wird die La Sirena vom erwähnten Bird of Prey angegriffen. Doch ein Schiff mit einem unbekannten Piloten rettet sie vor der Zerstörung. Als dieser Pilot auf die La Sirena gebeamt wird, entpuppt er sich als Pilotin und zum Erstaunen aller als Seven of Nine (Jeri Ryan). Die ehemalige Borg Drohne Seven of Nine ist Fans natürlich aus Star Trek Voyager bekannt. Dort avancierte sie nach und nach zu einer der beliebtesten Figuren. Jetzt steht sie auf der Brücke der La Sirena und sagt nur zum Captain: “Sie schulden mir ein Schiff.” Doch die beiden Figuren aus Next Generation und Voyager sehen wir gerade zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera.
Damit endet die vierte Episode auf einer spannenden Note und macht gleich wieder Lust auf mehr. Wir freuen uns besonders auf die anstehenden Szenen mit Sir Patrick Stewart und Jeri Ryan. Das ist bisher sowieso eine große Stärke der neuen Serie. Immer wenn es etwas langweilig zu werden droht, und der doch eigentlich zentrale Handlungspunkt um Data herum in Vergessenheit zu geraten scheint, bringt eine neue Erkenntnis oder ein unerwartetes Ereignis die Handlung wieder in Schwung.