Star Trek Picard – Episode 6 “Die Geheimnisvolle Box”

Die Flucht vom Borg Kubus

Star Trek Picard folge 2 raumschiff
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Die Flucht vom Borg Kubus

In der sechsten Episode von Star Trek Picard mit dem Titel “Die Geheimnisvolle Box” laufen die bisher aufgebauten Handlungsstränge endlich zusammen und führen zu einem spannenden ersten Showdown. Zu Beginn erwacht Soji Asha (Isa Briones) aus einem Traum. Narek (Harry Treadaway) liegt neben ihr. Er stellt spezifische Fragen zu ihrem Traum. Wie so häufig nutzt er dabei seinen natürlichen Charme aus, um seine Intentionen in eine liebevolle Decke zu hüllen und zu verbergen, dass er sie eigentlich verhört.

Wir wissen immer noch nicht, inwieweit Soji ihn dabei durchschaut. In einer Besprechung mit Narissa Rizzo (Peyton List) erfahren wir später, dass Narek die Träume von Soji für den Schlüssel zu ihrem Unterbewusstsein hält. Dieses könnte von ihrem Schöpfer programmiert worden sein. Er vermutet, dass er so an alles herankommen könnte, was sich dort verbirgt, ohne den Verteidigungsmechanismus zu aktivieren, den wir bei Dahj (Isa Briones) in der ersten Episode gesehen haben.

Picard findet einen Weg in die Höhle des Löwen

Währenddessen bereitet sich Jean-Luc Picard auf die Ankunft beim Borg Kubus vor. Die Crew der La Sirena kann dort natürlich nicht einfach so auftauchen. Wie Cristóbal Chris Rios (Santiago Cabrera) richtig feststellt, wimmelt es dort nur so von Tal Shiar. Doch Picard hat einen Plan. In klassischer Star Trek: Next Generation Manier möchte er den Weg über die Diplomatie gehen.

Denn das vom Romulanischen Freistaat geleitete Rückgewinnungsprojekt auf dem Borg Kubus gibt es überhaupt nur wegen einem Abkommen mit der Föderation. Mit der Hilfe von Raffi Musiker (Michelle Hurd), und ihren noch vorhandenen Verbindungen zu Mitgliedern der Föderation, bekommt Picard für einen Tag einen Diplomatenpass ausgestellt. Damit kann er sich – vom Abkommen geschützt – auf den Borg Kubus beamen. Aber nur er.

Raffi ist nach der Zurückweisung durch ihren Sohn wieder den Drogen verfallen. Rios kümmert sich um sie. Zuvor hatte er schon Dr. Agnes Jurati (Allison Pil) getröstet (und mit ihr geschlafen). Auch sie kämpft mit dem, was sie getan hat. Wir sehen, dass sie offensichtlich keine eiskalte Betrügerin ist, sondern tiefe Schuld empfindet. Michelle Hurd und Allison Pil verkörpern ihren jeweiligen Schmerz mit intensivem Schauspiel.

Soji erkennt die bittere Wahrheit

Star Trek Picard
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Narek sät derweil weitere Zweifel in Soji. Der mittlerweile richtig fiese Romulaner hat sie soweit, dass sie ihre eigene Existenz in Frage stellt. Über die letzten Episoden hinweg hatte Narek immer wieder Andeutungen gemacht. Jetzt ist Soji so unsicher, dass sie alte Bilder von ihrer Mutter mit einem Scanner überprüft. Zu ihrem Schock findet sie dadurch heraus, dass diese nicht älter als 37 Monate sind. Die Verzweiflung und die Wut über die Erkenntnis, dass ihre Erinnerungen konstruiert wurden, bringt Isa Briones in der Rolle von Soji Asha dabei beeindruckend mitreißend zum Ausdruck.

Jean-Luc Picard ist kurz davor, den Borg Kubus zu betreten. Wie sehr ihn das ängstigt, sehen wir in einer tollen Szene, in der sich Picard ein altes digitales Bild von ihm selbst als Borg Locutus anschaut. Als er sich dann auf den Kubus beamt, erfasst ihn auch sofort ein beklemmendes Gefühl. Er strauchelt, ihn plagen Erinnerungen an die Zeit als Borg. Doch bevor ihn die düsteren Gedanken verschlingen, tritt Hugh (Jonathan Del Arco) auf die Bildfläche. Die darauf folgende, herzliche Umarmung zwischen den beiden alten Freunden wird Star Trek: Next Generation Fans das Herz erwärmen.

Hugh zeigt Picard, dass ehemals assimilierte Borg auf der Rückgewinnungsanlage eine Chance bekommen, ein neues Leben anzufangen. Jean-Luc ist davon tief berührt. Und er erfährt, dass Soji Asha noch am Leben ist. Die beiden versuchen sie zu finden. Soji dagegen erzählt Narek gerade von der Erkenntnis über ihre Erinnerungen. Wir müssen feststellen, dass sie ihn nicht nur nicht durchschaut, sondern ihm anscheinend komplett vertraut. Narek überzeugt sie davon, ein altes romulanisches Ritual in einem abgeschiedenen Raum durchzuführen. Sein Plan steht kurz vor der Vollendung.

Das romulanische Ritual Zhal Makh

Das Ritual ist eine Form romulanischer Meditation. Es erlaubt Soji, ihre Träume noch einmal im wachen Zustand zu erleben und über den Punkt hinauszugehen, an dem sie normalerweise erwacht. Narek führt sie durch den Prozess. Soji sieht eine männliche Figur, sieht sich selbst als zu Einzelteilen zerlegte Puppe, und erkennt am Himmel zwei rote Monde. Damit weiß der Tal Shiar, wonach er suchen muss.

Soji ist bestürzt über die Bilder, als ihr ein zerrissen wirkender aber doch kaltherziger Narek offenbart, dass sie kein Mensch ist. Sie ist nicht echt und war nie echt. Daraufhin entströmt aus einer geheimnisvollen Box, die Narek über den gesamten Verlauf der Folge mit sich herum getragen hatte, ein radioaktives Gas. Narek ist offensichtlich fertig mit ihr. Doch Sojis Kräfte erwachen, sie zerschlägt den Boden des Raumes und entkommt.

Narek setzt sofort alle auf dem Borg Kubus befindlichen Tal Shiar auf sie an. Aber Hugh entdeckt sie gleichzeitig auf seinem Scanner. So gelangt Picard vor den Romulanern zu ihr. Dieses mal vertraut Soji dem Richtigen. Gemeinsam mit Hugh flüchten die beiden in die ehemalige Königinnenzelle des Kubus. Hugh und Picard erinnern sich an diesen Raum, obwohl sie ihn beide noch nie betreten haben. Ein Nachhall aus ihrer Zeit als Drohnen im Borg Kollektiv.

Flucht zum Planeten Nepenthe

In der Königinnenzelle offenbart Hugh einen sogenannten Raumtrajektor. Dabei handelt es sich um ein sikarianisches Transporterportal mit einer Reichweite von 40.000 Lichtjahren. Den Raumtrajektor kennen Fans aus Star Trek Voyager, einer Serie auf die Star Trek Picard erstaunlich oft anspielt. Jean-Luc wählt den Planeten Nepenthe als Ziel aus.

Bevor sie das Portal benutzen können, werden sie von romulanischen Agenten gestellt. Auf einmal tritt jedoch Elnor (Evan Evagora) auf den Plan, wie auch immer er es auf den Borg Kubus geschafft hat. Er erledigt die Agenten und bleibt zurück, um sich gemeinsam mit Hugh den weiteren Truppen zu stellen, während Picard und Soji durch das Portal gehen.

Die sechste Episode von Star Trek Picard wurde von der Regisseurin Maja Vrvilo gedreht. Diese hat Erfahrung mit Actionserien wie Hawaii Five-O. Das ist auch zu spüren, denn es geht deutlich temporeicher zu als in den vorherigen Folgen. Konstant wird über 54 Minuten Laufzeit hinweg an der Spannungsschraube gedreht, bis wir zum Schluss bei der Flucht von Picard und Soji mitfiebern. “Die Geheimnisvolle Box” ist wirklich gelungen, und die bisher beste Folge von Star Trek Picard.